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Rückblick auf drei Tage „Erkundung von Zwischenräumen“

(Zwischen)Räume sind prägende Lernbegleiter

Die Konferenz „Spacing– Lernen zwischen Räumen.“ öffnete über drei Tage hinweg ein facettenreiches Feld über reale, virtuelle und hybride Lern- und Lehrräume – und vor allem war es spannend zu beobachten, was in den Übergängen, in den Räumen zwischen den Räumen, passierte.

Neben Keynotes und Vorträgen standen praxisnahe und interaktive Formate, wie Workshops, Themeninseln, eine Pitch-Session mit Poster-Walk, eine Ausstellung und ein Campus-Quiz auf dem Programm. Besonders inspirierend aber waren die Begegnungen zwischen den Formaten: Gespräche in den Pausen, Wege über den Campus, Einblicke in reale Lehr- und Lernräume sowie digitale Verbindungen, die Momente entstehen ließen, in denen neue Ideen und überraschende Perspektiven entstanden.

Was macht Lehr- und Lernräume produktiv?

Aus den Diskussionen und Beiträgen der Konferenz lassen sich zentrale Kriterien ableiten. Produktive Räume – ob analog oder digital – sind vor allem flexibel und wandelbar. Bewegliches Mobiliar, veränderbare Ausstattung oder multifunktionale Flächen eröffnen Spielräume, die zunächst ungewöhnlich wirken mögen, aber oft Kreativität freisetzen. Ebenso prägt die sinnliche Dimension das Lernen: Licht, Farbe, Materialität, Akustik und Atmosphäre beeinflussen Konzentration, Wohlbefinden und Motivation entscheidend.

Räume sind mehr als bloße Hüllen; sie können selbst Teil des Erkenntnisprozesses werden. Wenn Arbeitsschritte sichtbar gemacht werden – etwa durch beschreibbare Wände, Whiteboards oder digitale Flächen – entsteht Transparenz und Feedbackkultur. Produktive Lernräume fördern zudem Interdisziplinarität und Kooperation, schaffen Freiräume für Bewegung und spielerisches Erproben, und sie müssen barrierefrei und technisch zuverlässig sein, damit alle teilhaben können. Schließlich stellt sich die Frage nach Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit: Wie lassen sich Räume so gestalten, dass sie auch kommenden Generationen dienen – flexibel, ressourcenschonend und offen für Naturbezug und Außenraum?

Hier stehen Hochschulen vor einer Reihe Herausforderungen auf die gewandelten Anforderungen zu reagieren, um partizipative, kreativitäts- und lernförderliche Umgebungen zu schaffen.

Höhepunkte & zentrale Impulse

Eröffnet wurde das Symposium mit einer Podiumsdiskussion „Nicht alles so wie vorher. Über die Gestaltung von Räumen, Hochschulen, Zukünften“, die verdeutlichte, wie sehr Umgebung, Architektur und Raumgestaltung Einfluss auf Lehrqualität und Lernerfolg haben.
 In seiner Keynote „Zwischen Innovation und Reflexion: Verantwortungsvolle Gestaltung hybrider Lernwelten“ betonte Armin Grunwald, dass technische Innovation niemals ohne ethische Reflexion gedacht werden darf. Konzepte wie antizipative Governance, Szenarienbildung und Reversibilität können helfen, Entwicklungen nachhaltig und verantwortungsvoll zu steuern.

Zukunft, so Grunwald, ist nichts, das einfach geschieht, sondern etwas Gemachtes – sie braucht gestaltende Kräfte im Hier und Jetzt. Umso größer ist die Verantwortung der Hochschulen, Studierende für diese Aufgabe zu sensibilisieren.

In der Keynote von Dr. Brian Ballsun-Stanton (How Teaching Is Getting Weirder – and Why That’s a Good Thing“) wurde gezeigt, wie Unsicherheit, Irritation und Unerwartetes – z. B. durch KI – nicht nur Störung sind, sondern Chancen für Lernen, Urteilsvermögen und Metakognition bieten. Sein Ansatz, Studierende durch sichtbar gemachte Promptarbeit, Reflexion und Diskurs zu aktiven Gestalter:innen zu machen, war besonders eindrücklich.

Die Ausstellung “(will soon) return with new questions, like …” zeigte künstlerisch-forschende Arbeiten, die Fragen statt Antworten ins Zentrum stellten und so neue Räume des Denkens eröffneten. Das Befragen des eigenen Handelns – seiner Nachhaltigkeit, seiner Eingriffe in bestehende Strukturen und seiner oft feinen, kaum sichtbaren Gesten der Veränderung ist die Grundlage für das Gestalten neuer (Lern)Räume.

Herausforderungen & offene Fragen

Neben vielen positiven Impulsen traten auch Spannungsfelder zutage: Wie lässt sich Wandel ermöglichen, ohne dass Technik zur Hürde wird? Wie können digitale und virtuelle Räume inklusiv gestaltet werden – technisch wie didaktisch? Wie können Fehlerkultur und Experiment institutionell unterstützt werden, wo Hochschulen stark formalisiert sind? Und wie gelingt Nachhaltigkeit inmitten ständiger Veränderung? Wohin können sich Lehrformate wandeln, um souverän auf den Einfluss Künstlicher Intelligenz zu reagieren?

Bilanz & Ausblick

Die Konferenz spacing – Lernen zwischen Räumen. zeigte, dass Räume weit mehr sind als Architektur, Möbel oder Technik: Sie sind Mitgestalter des Lehrens und Lernens. Sie prägen Erlebnisse, eröffnen Möglichkeiten, fördern Kreativität, Reflexion und Gemeinschaft. Lernen geschieht nicht nur im Seminarraum, sondern in den Zwischenräumen – dort, wo Neugier, Experiment und Begegnung aufeinandertreffen. Hochschulen sind aufgefordert, diese Räume bewusst zu gestalten: flexibel, inklusiv, nachhaltig und mit Offenheit für zukünftige Generationen.

Für die Zukunft lassen sich Leitlinien formulieren:
Räume verstehen als lebendige Geflechte; Innovation mit Reflexion über Werte, Zugänglichkeit und Wirkung verbinden; Freiräume für Ausprobieren und Scheitern eröffnen; inklusives, barrierefreies und flexibles Raumdesign voranbringen; und schließlich Natur und Außenräume als integralen Bestandteil des Lernens begreifen.

Fotogalerie

Fotos von Tarek Rishmawi und Julia Schöffel

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